Lieferengpässe mit Medikamenten kommen leider immer häufiger vor.
Sie sind nicht nur ein spezifisch schweizerisches Problem.
Einige Länder haben reagiert, um diesem Problem zu begegnen und haben diverse Programme gestartet, so unter anderen die USA, Kanada, Australien und diverse europäische Länder.

Im Jahr 2012 haben die Kanadische Regierung und die Provinz Alberta eine Multi-Stakeholder Steuerungsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit Lieferengpässen und deren Management befasst. Vertreten sind dort die Industrieverbände und die Verbände der Berufsleute im Gesundheitswesen.
Diese kanadische Initiative respektive die daraus resultierende Webseite www.drugshortages.ca dient als Vorbild für die hier vorliegende Webseite.

Leider war es bisher in der Schweiz nicht möglich einen gemeinsamen Ansatz zu finden. Zum einen ist vielen Leuten in den Behörden und der Industrie noch nicht genügend bewusst, dass ein falscher Umgang mit Lieferengpässen zu Medikationsfehlern führen und Patienten gefährden kann. Sowohl bei den Patientinnen und Patienten zu Hause wie auch im Umfeld des Spitals oder der Heime.
Zum andern besteht eine gewisse Sorge bei der Industrie, dass falls Informationen über Lieferengpässe öffentlich werden, dies die Konkurrenz zum eigenen Vorteil nutzen könnte.
Immerhin hat der Bund hat eine Informationsdatenbank über das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) lanciert. Diese Initiative ist ein guter Ansatz, jedoch beleuchtet er nur jene Engpässe, die für die Versorgung des Landes relevant sind (so wie es der Auftrag des BWL ist). Die Datenbank wurde erstmals im Jahr 2012 in Aussicht gestellt. Sie wurde im Herbst 2015 in Betrieb genommen .^ Diese Datenbank beleuchtet eine eng gehaltene Liste von lebenswichtigen Medikamenten : Link BWL.

Da diverse Bemühungen eine umfassende Datenbank zu führen gescheitert sind, ist die private Initative Drugshortage.ch entstanden. Betrieben wird die Webseite von der
Martinelli Consulting GmbH in Eigenregie.
(Die Entwicklung der Webseite ist ebenfalls in Eigenregie erfolgt, d.h. „Self-made“ durch Enea Martinelli, dessen zentrale Kompetenz nicht in der Programmierung von Webseiten und Datenbanken liegt ….)

Diese Webseite hat folgende Ziele :

  1. Über die zentrale Plattform werden Berufsleute im Gesundheitswesen frühzeitig über Lieferengpässe informiert und können reagieren.
  2. Die Information erfolgt unabhängig von der Ursache des Lieferengpasses und unabhängig davon, ob das Medikament für die Landesversorgung wichtig ist oder nicht.
  3. Oft stehen die abgebenden Stellen im Verdacht schlecht organisiert zu sein. Diese Plattform soll Transparenz gegenüber Patientinnen und Patienten schaffen.
  4. Die Plattform trägt dazu bei, dass die Firmen den Umgang mit Lieferengpässen kritischer werden.
    Die GSASA (Verein der Schweizerischen Amts- und Spitalapotheker) hat dazu eine Empfehlung veröffentlicht :
    Empfehlungen der GSASA zum Umgang mit Lieferengpässen

Ziel ist es, dass die Firmen, ihre Lieferengpässe selbständig und frühzeitig melden wenn sie wissen, dass es bei einem ihrer Produkte zu relevanten Verzögerungen in der Lieferkette kommt.  Gelingt es den Firmen nicht, ihre Lieferengpässe hier aufzulisten, so steht es den Spitalapothekerinnen und Spitalapothekern, den Offizinapothekerinnen und Offizinapothekern sowie den Ärztinnen und Ärzten offen, hier ihre Meldungen zu machen.  Die Meldungen werden ausgewertet und so klassiert, dass am Ende des Jahres die Firmen nach dem Besten und dem Schlechtesten Umgang mit Lieferengpässen beurteilt werden können. Die Anzahl der Lieferengpässe einer Firma ist für diese Auswertung weniger relevant.

Die Gründe für Lieferengpässe sind vielfältig und haben ihre Ursache oft nicht einmal in der Schweiz.
Mögliche Gründe sind :
– Probleme bei der Herstellung oder Beschaffung des Wirkstoffs oder eines Hilfsstoffs
– Herstellprobleme
– Sicherheitsprobleme am Herstellort (in der Schweiz oder im Ausland)
– Verzögerungen bei den Behörden (bezüglich Inspektionen des Herstellortes oder des Medikamentes).

Es gibt auch Ursachen, die nicht beim Hersteller liegen :
– ein unerwarteter Anstieg der Nachfrage in der Schweiz oder in anderen Ländern (z.B. durch den Ausfall eines anderen Medikamentes in der Schweiz und der darauf folgenden Kettenreaktion oder durch die „Tenders“ d.h. öffentlichen Ausschreibungen, die Verschiebungen führen und zum Teil indirekt die Schweiz betreffen).
– Verschiedene Unterbrüche in der Lieferkette (z.B. durch Streiks)
– andere Faktoren, die ausserhalb des Einflusses der Lieferanten oder Hersteller liegen (z.B. Naturkatastrophen).

Patientinnen und Patienten, die ihre Medikamente aufgrund eines Lieferengpasses nicht mehr erhalten, sollten unbedingt mit dem Arzt/Ärztin sprechen, der/die das Medikament ursprünglich verordnet hat oder mit ihrer Stammapotheke Kontakt aufnehmen.